ist ein Lied, das 1989 von Eugen Eckert (Text) und Alejandro Veciana (Musik) damals beide Mitglieder der Band Habakuk geschrieben wurde. Es ist also nicht neu und kann dennoch gerade heute ein wunderbarer Impuls sein.
Wenn wir Kirche neu denken, dann berührt das auch unser Verständnis davon, wie wir Christsein denken und unsere Gottesdienste gestalten. Unsere Gottesdienste berühren umgekehrt auch die Art, wie wir unser Christsein erleben und Kirche leben.
Ich betrachte hier das Lied als Motto für die Art Gottesdienst zu feiern. Und mache mir Gedanken zur Rolle des Gottesdienstes für unser Christsein.
Gottesdienst als Treffpunkt
In Lieme gestalten wir unsere Gottesdienste sehr bewusst als Treffpunkte. Wir feiern sie als ein Anlass, um die Verbindung mit Gott und unter uns zu stärken. Und wir passen die liturgische Formen an diese Ausrichtung an.
Jahrhundertelang war es die traditionelle, vertraute Liturgie, die diese Verbindung herstellen sollte – innerhalb jeder einzelnen Gemeinde aber auch über die Grenzen der einzelnen Gemeinden hinweg. Die liturgische Tradition hatte eine stabilisierende Funktion. Wir erleben aber heute die Schwäche dieses Ansatzes. Heute werden manche traditionelle Formen eher als unverständlich oder befremdlich empfunden, statt als verbindend, entlastend und hilfreich.
Wir müssen neu diskutieren: Welche Gottesdienst-Elemente stärken unsere Verbindung untereinander und zu Gott, und welche erschweren sie?
Wir fragen in Lieme immer wieder nach den Berührungspunkten zwischen unserem Alltag und dem Gottesdienst. Ich möchte das mit Psalm 23 ausdrücken: Unser Glaube soll uns in den alltäglichen Herausforderungen und auch den dunklen Wegabschnitten tragen, darum lassen wir uns immer wieder zum frischen Wasser leiten, auf die grüne Aue und an den Tisch im Angesicht mancherlei Lebensfeindlichkeit – darum feiern wir Gottesdienste als Treffpunkt und Fest des Lebens.
Gottesdienst als Treffpunkt
Im “Volk” der Volkskirche haben Gottesdienste den Ruf eher langweilig und befremdlich zu sein. In Lieme liegt die regelmäßige Teilnahme bei unter 2 % der Kirchenmitglieder. Zu Ostern unter 10 %. An Weihnachten – genauer am Heiligabend kommen in Lieme ca. 40 %. Auch unsere Gottesdienst in Lieme treffen nicht den Geschmack der Mehrheit und erfüllen nicht die Idee, die Mitte der Gemeinde zu sein.
Das liegt aber nicht nur an der Art, wie wir Gottesdienste feiern, sondern auch an der Bedeutung, die wir den Gottesdiensten in unserem Alltag beimessen wollen.
Ich sehe es als die vordringliche Aufgabe, zu diskutieren, wieviel Verbindlichkeit wir dem Treffpunkt Gottesdienst zubilligen wollen. Und dann können wir Formen finden, die der Bedeutung und den Zielen der Gottesdienste für unser Christsein dienen.
Der Treffpunkt Gottesdienst
Unsere Gottesdienste sind schon lange und immer mehr geprägt von den Menschen, die sie gestalten, ob als Kinderkirche, musikalische Abendkirche, als Geburtstagsgottesdienst oder Sommerkirche. Jedes Team und die Menschen, die zum Treffpunkt Gottesdienst zusammenkommen, prägen die einzelnen Gottesdienste, durch ihre Präsenz, die Musik und Gebete, Impulse und Gespräche. Ich finde das gut, richtig und wunderbar. Aber das erspart uns nicht die grundsätzlichze Frage, was uns gemeinsam die Gottesdienste bedeuten.
Jahrzentelang war die soziokulturelle Zugehörigkeit zur Volkskirche die verbindende und stabilisierende Konstante der Kirche, der Gottesdienst oder die Teilnahme an einer Gruppe wurde eher begriffen als eine gesellschaftliche Verpflichtung oder als ein Angebot, das ich nur bei Bedarf oder durch spezielle Vorliebe in Anspruch nehme. Wenn wir den Fokus wieder mehr auf das Christsein richten, können wir fragen, welche Formen uns in unserem Christsein stärken und helfen. Und dann können wir klären, welche Rolle der Gottesdienst dabei einnehmen kann und soll.
Ich finde der Text des Liedes und die Dynamik der Melodie setzt einen guten Akzent in dieser Frage.*
Eingeladen zum Fest des Glaubens
Ob du “von ganz nah und auch von fern” kommst, “gespannt oder skeptisch” – du bist eingeladen, dich auf Spurensuche von jenem Jesus zu machen, der Freund von Außenseitern und Ausgestoßenen war, beschimnpft wurde als Fresser und Weinsäufer, der von einigen als Heiler, Heiland und Hoffnungsträger erkannt wurde und von anderen als Störenfried eingeordnet wurde. Kurz, er war und ist umstritten.
Jesus ist nicht davor geschützt, vereinnahmt zu werden für sehr unterschiedliche Gottesvorstellungen, aber genauso kann er dir helfen, deine Gottesvorstellung anzupassen an die Wirklichkeit Gottes. Und das musst und solltest du nicht allein machen, sondern mit anderen zusammen.
Ich bemühe ein Bild aus dem Sport – und da in unserem Land gerade die Fußball-EM austragen wird – den Teamsport Fußball. Natürlich kannst du alleine mit einem Ball spielen und trainieren, aber mehr Spaß macht es mit anderen zusammen und insbesondere als Team zu spielen.
Offene Fragen und
Antworten mit Auswirkungen:
- Welche Rolle soll das Christsein als Verbundenheit mit Gott in deinem Leben spielen?
- Ist der Begriff SpurensucherIn und FährtenleserIn Jesu inspirierend für deine eigene Sinnsuche und unterstützend für deinen Lebensweg?
- Wie genau hilft es, deine Erfahrungen, Fragen und Erkenntnissen aktiv mit anderen zu teilen?
- Was daran lockt dich, den Gottesdienst als Fest des Lebens und Kommunikationstreffpunkt mit Gott und in deiner Gemeinde zu feiern?
- Welche Elemente im Gottesdienst helfen dir, mit Gottes Wind zu segeln?
- Warum würdest du davon profitieren, den Gottesdienst zu einem Ankerpunkt in deinem Leben zu machen?
- Wie findest du die gute Balance zwischen Verbindlichkeit und Freiheit in der regelmäßigen Teilnahme und Teilhabe am Gottesdienst?
Den Text und die Noten findest du bei Habakuk-Musik als pdf.
* Das Lied spricht von "Scharen" und "Menschen ohne Zahl", die kommen. Das steht in der Tradition der Evangelien, die von 5000 sprechen, die Jesus zugehört haben und satt wurden. Man mag das als eine unangemessene Übertreibung empfinden, aber als Ausdruck überschwenglicher Begeisterung.