Licht und Aufnahmetechnik
In der Dokumentation unserer Ausstattung ist das Licht ein besonders wichtiges Kapitel. Ergänzend dazu sind die Tipps zur Aufnahmetechnik, die sich auf das Licht beziehen und die ich gerne weitergebe.
I. Das Licht
Licht ist die wichtigste Zutat für Bilder – ob nun als Foto oder als Video. Das Licht ist sowohl eine Voraussetzung als auch ein Gestaltungsmittel für die Aufnahmen. In den meisten Kirchen ist zwar eine diffuse, ausreichende Grundhelligkeit vorhanden. Es fehlt aber oft an der Möglichkeit Personen hervorzuheben und Akzente zu setzen.
Unser Beleuchtungskonzept
Unsere Grundausstattung ist darauf ausgerichtet, in unseren analogen Gottesdiensten schönes und flexibles Licht einsetzen zu können. Diese Ausstattung kommt dann auch unseren Videoaufnahmen zugute.
Wir nutzen im Chorraum RGBW-Lichtleisten genauer die EUROLITE LED IP T-PIX 12 HCL zum Stückpreis von 370 €. Sie kommen ohne Lüfter, bieten eine gleichmäßige Ausleuchtung und alle 12 LEDs können einzeln angesteuert werden – also der Rot, Grün, Blau und Weiß-Anteil sowie die Helligkeit individuell gemischt werden. Mit 120 Watt sind sie lichtstark und sogar für den Einsatz draußen geeignet.
Ergänzend nutzen wir zwei sogenannte RGBW Moving-Head Washer, die FUTURELIGHT EYE-740 QCL Zoom für je 1400 €. Sie lassen sich über die DMX-Steuerung neigen, schwenken und zoomen. Wir haben sie auf der Empore installiert und von dort können die Linsen das Licht bis über 20 Meter bis in den Chorraum bündeln und auf die Protagonisten gerichtet werden.
Für die Lichtsteuerung über DMX nutzen wir als Steuergerät den EUROLITE SAP-512 MK2 Standalone-Player für 270 €. Die mitgelieferte Software ist gewöhnungsbedürftig und die einzelnen Leuchten müssen damit zunächst über ein Laptop etwas umständlich konfiguriert werden. Die Einstellungen der verschiedenen Lichtsettings können dann aber auch auf 8 Funktionstasten (9 x belegbar) auf das Gerät übertragen und dann leicht abgerufen werden.
Ergänzend oder als Alternativen
Die Grundausstattung, die in erster Linie auf die analogen Gottesdienstsituationen ausgerichtet ist, bietet Möglichkeiten für das “Fülllicht” und einige Lichtakzente. In unseren Gottesdienst-Videos kommen aber verschiedene, typische Szenen vor, die individueller ausgeleuchtet werden sollen. Dafür setzen wir einen weiteren Scheinwerfer ein, mit dem wir den Protagonisten durch Licht und Schatten mehr Tiefe auf dem zweidimensionalen Bildschirm verleihen können.
Die Referenz für einen wirklich hellen LED-Scheinwerfer ist die Aputure 300x für 1300 €. Sie ist Bi-Color und kann von 2700K (warmweis) bis 6500K (kaltweis) individuell geregelt werden.
Sehr leise und deutlich günstiger ist die Godox VL200 mit 200W für 600 €. Sie bietet aber nur das kältere Tageslicht mit 5600K.
Beide lassen sich sowohl mit einer App, aber auch über DMX steuern.
Wer auf die App- und DMX-Steuerung verzichten kann, für den bietet die Godox SL150II mit 150W für 400€ ebenfalls viel Licht und eine Fernbedienung (aber auch nur die Lichtfarbe 5600K).
Der Scheinwerfer braucht zudem ein stabiles Lichtstativ (60 €) und eine Softbox (60 € – 140 €). Sie schluckt zwar etwas Licht, macht es aber weicher und vermeidet harte Schatten im Gesicht der Protagonisten und ist ein Muss, wenn man kein Bettuch aufspannen kann / will.
Ein spezielles, flexibles LED-Videolicht ist die Godox FL150R mit 150W für 385 €. Die LEDs sind auf einem Tuch befestigt (30×120 cm), das man spannen und auf einem Stativ aber auch flach an einem Gegenstand befestigen kann. Auch diese Leuchte lässt sich mit einer App und über DMX steuern.
In kleineren Räumen bieten LED-Panels ausreichend Licht, auch indirekt über die Decke oder eine Wand. Wer in der Kirche nah herangehen kann (2 Meter), ohne dass es das Gesamtbild stört, kann auch auch dort dieses ZweierSet mit je 45 Watt dimmbaren, weißen Bi-Color LED Videoleuchten mit Stativ zur Aufhellung von Gesichtern oder Gegenständen nutzen. Das günstige Set kostet 240 €. (Von den Stativen darf man aber nicht zu viel erwarten.) Vier Li-Ionen Akkus (zusätzlich 145 €) vermeiden Kabelwege und Stolperfallen.
Kleine Lichtakzente an Gegenständen kann man auch mit akkubetriebenen LED Videolichtern setzen, wie der Falcon Eyes F7 II RGB (140 €) oder der Aputure Amaran AL-F7 Bi-Color (120 €). Breitflächiger geht das auch mit der YONGNUO YN360 Pro RGB-LED (90 €). Ich setze zum Beispiel eine Falcon Eyes im Klavierflügel ein.
Zusammenfassung
Licht und Lichtakzente verändern den “Look” und wirken eher unbewußt, aber machen oft einen nachhaltigen Unterschied aus. Buntglasfenster machen das schon sehr lange. Der Investitionsbedarf und Aufwand für gutes Licht mag hoch erscheinen. Aber das ist bei einer Heizungsanlage nicht anders, die auch nur in wirtschaftlicher Not infrage gestellt wird. Es gibt auch eine optische Wärme und ein visuelles Fühlen. Und wo immer es geht, lohnt sich ein sehr aufmerksamer Umgang mit dem Licht in der Kirche.
Für ein paar allgemeine, reflektierende Gedanken zu Licht und Farbe im Film verweise ich auf dies Video bei alpha Lernen.
II. Die Aufnahmetechnik
hat eine technische und eine künstlerische Seite.
Grundlage für Videoaufnahmen bleibt das Fotografieren. Iso, Blende, Belichtungszeit ist das Belichtungsdreieck und beschreibt die wichtigsten technischen Stellschrauben an der Kamera. Eine Programmautomatik liefert in Standardsituationen zumeist gute Fotos. Bewegte Bilder sind anspruchsvoller. Wie sich die manuellen Einstellungen an der Kamera auswirken, erklärt der Crashkurs Fotografie. Etwas kürzer sind die 7 Tipps von Christian Anderl aber auch die Two Minute Filmschool auf Deutsch 🙂
Ausserdem beeinflusst die Bildkomposition mit Blickwinkel, Bildausschnitt und Goldener Schnitt das Seherlebnis nachhaltig. Rainer Wolf von Wolffilms erklärt und veranschaulicht 10 Regeln. Und ein paar Gedanken zum Wechsel von verschiedenen Bildausschnitten (Einstellungsgrößen) fassen Malte Schumacher und noch einmal alpha Lernen kurz zusammen.
2 Antworten auf „Online-Gottesdienst Schritt für Schritt V“