Weniger kann mehr sein, wenn es mit der Konzentration auf das Wesentliche (als stabiles Standbein) und der Lust am Leben (als bewegliches Spielbein) verbunden ist. Mit einer klaren theologischen Idee, einer Basis an Veranstaltungen, die machbar sind und Zukunftspotential haben – eigentlich ganz einfach.
Die Tücke steckt im Detail und an der Frage, wer es machen will und kann.
Einen Satz habe ich in meiner Ausbildung zum Vikar vor 35 Jahren gelernt, und er hat sich immer wieder bewahrheitet: “Wer etwas können will, muss etwas wollen können.” Innovation kann man nicht, aber lernen; Lassen können auch. Aber wenn es die Menschen nicht wollen, dann nützt gar nichts. Darum brauchst du Menschen, die mit dir etwas erreichen wollen und teamfähig sind. Love it, change it or leave it …
Und wer soll es machen?
Die gängige Vorstellung von Kirche ist eine PfarrerIn als Mama oder Papa der Gemeinde, stellvertretende/r VorbildchristIn, Freundin, Kumpel und NothelferIn, zentrale Kommunikationsstelle, mit der Kompetenz für Leitung und Management, Seelsorge und Bildung, Baufragen und Finanzverwaltung, musikalisch, witzig, unterhaltend und biblisch rechtschaffend. Immer erreichbar und für alle offen. Ok, nicht für alle, aber bitte für die Bedürfnisse der traditionsverbunden, treuen Gemeindeglieder und unabhänig vom Alter für alle Neuen, die so werden wollen wie die Alten! (Der KaritukaristTikki Küstenmacher hat das schon vor über 40 Jahren bildlich anschaulich auf den Punkt gebracht.)
Das Problem ist: Diese Menschen gibt es nicht und gab es noch nie, aber in sehr stabilien volkskirchlichen Strukturen gleichen eben diese Strukturen alle Defizite aus. Man konnte sich der Illusion hingeben, dass es doch geht, also ansatzweise und schon irgendwie, jedenfalls mit etwas gutem Willen …
Nun hat sich herumgesprochen, dass es weniger NachwuchstheologInnen gibt, als unsere volkskirchlichen Strukturen erwarten. Dass wir klugerweise genau diese Strukturen kontrolliert zurück- und umbauen sollten noch nicht. Losassen und Lassen wird eigentlich immer mit dem Schmerz verwechselt, dass wir weniger ChristInnen sind und weniger Bedeutung in unserer politischen Landschaft haben. Also war die Parole: Erhalten, erhalten, erhalten und dann auch noch mehr Neues machen. Das ist zum Scheitern verurteilt.
Also suchen wir aktuell das InterProfessionelle Team, das mit der PfarrerInnen, die Gemeinde zusammenhalten, repräsentieren und bauen soll. Ohne Umdenken und strukturelle Veränderungen wird auch das scheitern. Sorry, ich bin nur der, der es auspricht.
Dabei ist der Teamgedanke super und genau richtig. Aber Teamarbeit muss in der Leitung, in der Umsetzung und auf allen Ebenen organisiert und eingeübt werden und braucht eine klare gemeinsame Mitte und Zielorientierung.
Was mich als Pastor in einer Ortsgemeinde beschäftigt, ist die Frage, wie wenige Hauptamtliche mit Ehrenamtlichen die Kernaufgaben beschreiben und festlegen, umsetzen und durchhalten können?
Ich suche nach klaren und verbindlichen Absprachen und Spielregeln:
Wer sind wir und wer wollen wir werden?
Was dürfen wir lassen und worein investieren wir?
Wie kann Führung und Kommunikation im Team geschult, gestaltet und geübt werden?
Alle Tätigkeiten und Veranstaltungen gehören auf den Prüfstand!
Jede Aufgabe, für die es nicht mindestens zwei oder drei gibt, die sie machen wollen, müssen entweder delegiert oder gelassen werden.
Alles was die Teams machen, sollte im Gesamtrahmen beschreibbar sein und seinen Platz so ausfüllen, dass die Teams sich nicht gegenseitig stören, sondern ergänzen. Das biblische Bild dafür ist der eine Leib mit den vielen Gliedern.
Wer im Gesamtrahmen eine Aufgabe macht, muss auch die Macht bekommen, Entscheidungen zu treffen und wissen, mit wem Entscheidungen koordiniert werden müssen.
Der Gesamtrahmen braucht eine theologische Orientierung. Die theologische Idee und die Umsetzung braucht organisierte Kommunikation und Managementfähigkeiten, die gelernt und geübt werden können. Fortbildung hilft.
Puh – das klingt nach einem unüberwindbaren Berg an Anforderungen. Ist es auch, wenn nicht am Anfang das Lassen steht, die Exnovation, die Umkehr aus Sackgassen (Buße), die Lust am Neuanfang und das Vertrauen, dass Gott jenen Abram gesegnet hat, der bereit war, alte vertraute Sicherheiten loszulassen und aufzubrechen in ein neues Land mit Namen Zukunft. (Amen 🙂