Die Glocken läuten, die Tür steht offen, am Eingang steht der Küster und reicht dir ein Gesangbuch. Platz ist genug, du hast die Auswahl. Vielleicht setzt du dich zu jemanden, den du kennst oder willst auch mal einfach bei dir bleiben und suchst einen Platz nur für dich. Die Orgel oder der Posaunenchor beginnt mit kraftvoller oder leiser Musik. Und dann geht der Pastor nach vorne und spricht die Worte: “Im Namen Gottes …” Der Gottesdienst hat schon angefangen. Aber wie sieht der Weg bis dahin aus?
Der Gottesdienst braucht Vorbereitung. Regelmäßig treffen wir uns dafür in einem Vorbereitungsteam. Der Küster kümmert sich um den Kirchraum, es soll ja warm, sauber, hell und geschmückt sein und mindestens einmal im Monat Kaffee und Tee geben. Die Organistin sorgt für Stimmung. Nach dem Glockengeläut stimmt sie uns mit Orgelmusik ein und unterstützt das Singen. Regelmäßig kommen Bläser und unser Chor dazu. Der Kirchenvorstand sorgt für eine demokratisch verabredete Verwendung der Kollekten-Spenden. Und was macht der Pastor?
Er ist verantwortlich für die Inhalte. Jeder Sonntag im Kirchenjahr hat ein Thema. Das ergibt sich entweder aus den großen Festtagen wie Ostern und Weihnachten oder auch Lebensthemen wie Dank, Trauer, Hoffnung, Liebe und manchmal geht es ums Singen oder Beten. Zu jedem Sonntag gibt es auch einen vorgeschlagenen Abschnitt aus der Bibel, der etwas zum Thema sagt. Die Bibel ist die Grundlage für die Predigt.
Die Gottesdienst- und Predigtvorbereitung nimmt in meinem Beruf einen großen Raum ein. Das ist ein nachdenklicher aber auch kreativer Prozess. Ich lese den Bibeltext, suche nach passenden Liedern, formuliere Gebete, manchmal einige Stunden am Stück oft in vielen kleinen Momenten mitten im Alltag. Zwischen dem Bibeltext und den Menschen, denen ich in der Woche begegne, führe ich ein inneres Gespräch. Manchmal stoße ich wie “zufällig” auf einen inspirierenden Text oder suche danach zum Beispiel bei Andrea Schwarz. Aus diesem inneren Dialog wird dann die Predigt. Oft als ausformulierter Text, manchmal als eine Gliederung, die ich dann erst im Gottesdienst mündlich entfalte.
Wenn wir zusammen den Gottesdienst feiern, dann ist das wirklich ein kleines Fest. Feierlich, oft fröhlich, manchmal besinnlich oder ernst. Ich bin sehr präsent und konzentriert, aber ich fühle auch mit und bin Teil des Ganzen. Die Energie, die das braucht, fließt ja auch durch mich durch. Und wenn ich am Ende den Segen zuspreche, tut mir das auch selbst gut.
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