Es ist Ostersonntag und das Wetter ist herrlich. Ich möchte, dass der Jubel in mir aufsteigt… und darum mache ich langsam. Der Gottesdienst hilft mir dabei, denn wir haben ein Ritual, das mir gut tut. Unser Christusfenster ist seit Karfreitag verhüllt. Immer noch, denn wir lassen uns Zeit, gehen einen Weg…
Der Weg beginnt Karfreitag. Da lesen wir die Passionsgeschichte, jedes Jahr aus einem Evangelium und in diesem Jahr aus dem Matthäusevangelium. Das ist nicht schön. Das ist nicht angenehm. Das ist aber berührend. Denn wer unter uns wüßte nichts von Leid und Angst und Trauer? Karfreitag gibt mir einen Schutzraum, in dem ich mit anderen gemeinsam hinschaue und hinfühle, was im Alltagstrubel oft nicht sein darf. Und ich begegne Christus. Wir kommen uns nahe.
Dieses Innehalten schärft meinen Blick für die Welt, wie sie mir in den Nachrichten immer wieder begegnet und manchmal nahe an mich ganz persönlich herankommt. Ja, ich bin dann sehr traurig oder erschüttert, aber nicht allein.
Und genau hier erreicht mich die Osterbotschaft: Gottes Weg endet nicht am Kreuz. Gottes Liebe scheitert nicht. Hinter der letzten Grenze leuchtet mir das neue Licht.
Ich schaue auf, stehe auf, gehe gestärkt weiter. Und der Jubel bahnt sich in mir einen Weg.