Gut, dass es sie gibt die Krankenhäuser, aber noch besser, wenn man sie nicht braucht – und wenn doch? Dann finde ich mich wieder in einer bizarren Welt voller Herausforderungen, Fragen und sehr widersprüchlichen Gefühlen.
Ich kenne Krankenhäuser aus privaten Besuchen und als Seelsorger. Ich kenne Krankenhäuser aus Erzählungen von Patienten und Mitarbeitenden. Und ich kenne ein weiteres Krankenhaus aus eigener Betroffenheit – in diesem Sommer und einer schwereren Bauch-OP aus akutem Anlass.
Bei mir fing es an mit der Erkenntnis: Von alleine geht das nicht weg, ich habe ein ernsthaftes Problem, ich brauche Hilfe. Und ich fand diese Hilfe insbesondere durch einen Arzt, der sehr engagiert hingeschaut und zur rechten Zeit sehr gut für mich gesorgt hat.
Und so fand ich mich recht plötzlich im Krankenhaus ein. Immerhin haben wir in Lippe und im Umkreis einige zur Auswahl. Aber allesamt sind es Krankenhäuser und keine Sanatorien. Und was ich erlebt habe, war mehr eine Krisenintervention in einem System, das leider auch nicht gesund ist. Dieser Eindruck rührt natürlich aus der eigenen Befindlichkeit her – ich war eben krank, hilfsbedürftig, unsicher und habe alles sehr subjektiv aus meiner individuellen Sicht wahrgenommen. Aber jede und jeder, die als Patienten in eine Klinik, ein Spital oder jene Anstalt für medizinische Fachleistungen kommen, die wir so zweideutig Krankenhäuser nennen, kann wohl dies Gefühl verstehen.
Ich kam mit Sorge und auch einer Portion Angst: Was passiert da gerade mit mir?, aber auch mit der zuversichtlichen Hoffnung: Hier wird dir geholfen!
Begleitet haben mich viele Fragen und Irritationen: Wer plant und macht da alles etwas für mich, an mir und auch über mich hinweg.
Ich habe das ungute Gefühl wahrgenommen: Ich bin ausgeliefert an ein schwer durchschaubares System von unbekannten Routinen und Abläufen. Und ich habe die Einsicht gewonnen, da arbeiten viele Menschen, die sich auch in diesem System zurechtfinden und leben müssen und so unterschiedlich sind, wie wir Patienten.
Ich habe unglaublich freundliche und engagierte Menschen erlebt – und auch einige hoffnungslos überstrapazierte und resignierte. Ich habe mich selbst in einer Ausnahmesituation erlebt mit allen meinen Kraftquellen und auch einigen Grenzerfahrungen. Ich bin dankbar für alles Wohlwollen und alle Kompetenz der Profis im Krankenhaus, die sich immer noch so viel Mühe geben, aber auch verschreckt davon, wie krank sich das Gesundheitssystem zuweilen anfühlt – für mich als Patient und die Mitarbeitenden. Ich habe erlebt, wie kostbar die Menschen sind, die mich privat besucht und unterstützt haben. Und ich habe auch wieder erlebt, welche Kraft aus dem Beten erwächst, aus dem Vertrauen in die göttliche Hilfe und aus der Übung im Glauben.
Ich habe eine Wüstenerfahrung gemacht, in der es Ödnis und Dürre gab, aber auch ganz viele Oasen. Ich bin jetzt kein neuer Mensch, aber auch nicht mehr der alte. Die Operation und das ganze Drumherum war eine “einschneidende” aber auch wichtige Erfahrung. Und erst heute ist mir nach einem Blog-Eintrag hier und auf dieser Seite.
Nach drei Monaten ist mein Bauch einfach wieder nur mein Bauch und nicht die akute Baustelle, die so viel Aufmerksamkeit benötigt und gebunden hat. Diese neue Freiheit finde ich wunderbar. Äußerlich bleibt eine große Narbe. Sie ist nicht schön aber auch nicht schlimm. Sie erinnert mich täglich daran, dass mein Leben voller Möglichkeiten ist, die alle nicht selbstverständlich sind. Innerlich fühle ich sehr viel Dankbarkeit für alle Menschen, die mir geholfen haben, sich um mich und für mich gesorgt haben und die sich Zeit nehmen für mich. Das ist mir wichtig auszusprechen und auch hier zu schreiben.
Und auch das will ich schreiben, ich habe neue konkrete Erlebnisse mit dem Psalm 23 gesammelt – von der grünen Aue zum Kraft tanken, der Führung auf dem Weg, dem DU im dunklen Tal, dem gedeckten Tisch im bedrohten Umfeld … also der himmlischen Resilienz inmitten meiner sehr irdischen Existenz.
Und diese Erfahrung ist Teil des Hintergrundes meines aktuellen Predigtimpulses mit dem Thema “Respekt”.