Canon R7 – Grundeinstellungen

Die R7 bietet viele Funktionen und Einstellmöglichkeiten. Das Menü ist typisch für Canon und hat seine eigenen Eigenarten. Mit etwas Mut, Geduld und Erfahrung kann ich sie nutzen. Es gibt viel zu entdecken.

Nebenbei bemerkt:

Was ist das Wichtigste beim Fotografieren und Filmen? Na klar, das Licht. Ohne Licht bleibt alles dunkel und auch das Bild. Darum ist das wichtigste Wissen, wie ich an meiner Kamera Belichtungszeit, Blende und ISO so einstelle, dass ich mit dem vorhandenen Licht mein Motiv in der konkreten Situation bestmöglich in Szene setze. Dafür ist das Spiel mit Blende und Belichtungszeit, Schärfe und Tiefen(un)schärfe, Bildausschnitt und Perspektive wichtig. 
Ohne deine Idee, deine Perspektive, dein Bildaufbau und deine Erfahrung entsteht gar kein Bild. Du siehst das Motiv und machst aus dem vorhandenen Licht das Bild. Die Kamera ist dabei ein Werkzeug. [Ja, und natürlich insbesondere dein Objektiv, Stativ oder anderes Zubehör ...]

Jede Kamera bietet eine begrenzte Auswahl an Einstellungen und Funktionen. Eine gute Kamera ermöglicht mir nur, mehr Bildsituationen leichter zu meistern. Ich kann dann bei weniger Licht, bei schnelleren Bewegungen, mit größerem Abstand oder mit weniger Personaleinsatz mehr oder weniger hochauflösende Bilder oder Filme erstellen. Das ist viel - aber eben nicht das Wichtigste.

Immerhin, es gibt gute Gründe warum ich die R7 gewählt habe. Sie bietet vielfältige Auflösungen, Hilfen für die Schärfe, Wasserwaage oder Bildstabilisierung, Raw-Burst oder Fokus-Bracketing, … Ich muss sie nach und nach kennenlernen und echte Erfahrungen damit sammeln. Und ich muss entscheiden, was meine Start-Einstellungen sein sollen. Genau darauf gehe ich hier ein.

Ich habe schon eingestellt:

[Werkzeug 1] Datum und Uhrzeit, Dateiname und Karte formatieren,
[Werkzeug 2] Language/Sprache, Videosystem PAL (oder NTSC für Auswahlmöglichkeiten der Framerate), sowie Modus-Beschreibung deaktivieren.
[Werkzeug 3] Die Tasten-Töne (Piep-Ton) und den Stromsparmodus, sowie
[Werkzeug 4] die Bildschirmhelligkeit habe ich angepasst.
[Werkzeug 5] die USB-Verbindungs-App eingestellt für Android.
[Kamera 1] Weißabgleich AWB bzw. Tageslicht und Bildstil: Neutral
[Kamera 9] Belichtungssimulation auf dem Touchscreen immer anzeigen
[Kamera 9] Anzeige Auf.info im Untermenü: Gitteranzeige Ein: 3×3

Die R7 hat Einstellungen zur Bildstabilisierung.
Den IS (Bildstabilisator) Modus. Er wirkt sich direkt auf den beweglichen Sensor aus. Wenn auch das Objektiv Bildstabilisierung (OS) besitzt und eingeschaltet ist, wirken sie beide zusammen. Jede trägt einzeln ihren Teil bei. Wobei die Sensor-Stabilisierung besonders gut bei Weitwinkelaufnehmen wirkt und die Stabilisierung im Objektiv viel im Telebereich bringt.
Daneben gibt es die Digital-IS, dabei wird das Bild auf dem Sensor etwas gecropt. Der entstehende Rand wird genutzt, um Verwacklungen des Bildes herauszusetzen. Eine “Notlösung” und neben der IS und OS keine weitere Verbesserung bringt.

Zunächst gelten diese Grundeinstellung für Foto und Video und alle Modi. (Können aber zum Teil in C1-C3 für Foto und Video differenziert werden.)

Einstellungen Foto

Am Hauptschalter wähle ich ON = Foto.

Bildgröße und Seitenverhältnis [Kamera 1]

Ich kann verschiedene Bildgrößen für JPEG-Bilder auswählen
und alternativ oder zusätzlich das Foto als RAW oder CRAW abspeichern:
Für die maximal mögliche Nacharbeit oder spätere Vergrößung
wähle ich CRAW mit 32 Megapixel ( 6960*4640 Pixel)
und für die schnelle Weitergabe eines Bildes oder die Webseite
zusätzlich S1 » für JPEG mit 8.1 Megapixel ( 3472*2320 Pixel).

Raw-Bilder werden immer in maximaler Auflösung gespeichert und müssen nachträglich mit einer Software bearbeitet (“entwickelt”) werden (siehe unten).
JPEG sind von der Kamera selbst bearbeitete RAW-Daten. Dabei benutzt die Kamera auch die Einstellungen aus dem Kreativfilter der Kamera und erzeugt fertige Fotos, die zwar auch mit Software nachbearbeitet – aber eben nicht mehr entwickelt – werden können. Dem komprimierten JPEG fehlen dazu viele Daten der ursprünglichen “reinen” Datei.

Seitenverhältnis Fotos:
Der APS-C Sensor ist kleiner als ein sogenanntes Vollformat, hat aber wie das Kleinbild und die Postkarten ein Seitenverhältnis von 3:2. Das als RAW gespeicherte Bild nutzt dieses volle Sensorformat.
4:3 entspricht dem MFT-Format und beschneidet links und rechts das Bild.
16:9 ist der FullHD-/ Monitorstandard und beschneidet oben und unten das Bild.
Ich wähle 16:9, weil es nur den Beschnitt für das JPEG betrifft für die schnelle Weitergabe
und ich bei Bedarf das RAW-Bild individuell anders beschneiden kann.

Auslöseverhalten [Kamera 7]

Einzelbild oder Serie? Meine Grundeinstellung ist Reihenaufnahme langsam.

Dann kann ich beim Auslöser-Modus (Shutter / Verschluss) auswählen:
a. Mechanisch = ein klassischer Shutter mit deutlichem Klack-Klack, weil erst der obere mechanische Verschluss-Vorhang öffnet, dann der zweite hinterher schließt und anschließend beide wieder zurückgeführt werden.
b. Elek. 1. Verschl. = 1. elektronischer Verschlussvorhang = Zunächst wird der Sensor elektronisch geöffnet und dann mit einem mechanischen Verschluss geschlossen.
Das erlaubt schnellere Serienbilder, es kann aber zu Streifenbildung (banding) kommen oder Bokeh-Kreise abgeschnitten werden.
c. Elektronisch = der Sensor wird zeilenweise ausgelesen.
Hier können zusätzlich verzogenen Linien entstehen (rolling shutter).
In der Grundeinstellung bleibe ich beim mechanischen Verschluss – aber:

Funktion Leiser Auslöser [Kamera 7]
wechselt automatisch in den elektronischen Auslöse-Modus und stellt den Ton aus.
Für Fotos im Gottesdienst oder bei Tieraufnahmen ist das sehr hilfreich.
Ich kann diese Funktion auch auf eine Taste legen, (bei mir die rote Rec.-Taste) um schnell zwischen manuellem Shutter und elektronischem Shutter ohne Ton zu wechseln. (siehe Handhabung)
PS: In der Auswahl Piep-Ton [Werkzeug 3] wird der Auslöse-Modus nicht verändert und ich kann den Auslöseton differenzierter anpassen.

Link: » Tipps zur Auswahl des Shutter von Markus Thoma

Foto – Sonderfunktionen

Raw-Burst [Kamera 6]
Es werden 30 Bilder pro Sekunde gemacht. Eine halbe Sekunde wird dynamisch gepuffert, solange ich die Auslöse-Tast halb drücke und beim Auslösen sozusagen rückblickend in einer Raw-Bilder-Serie “Rolle” gespeichert. Sehr hilfreich, wenn ich auf einen ganz besonderen Moment warte, den ich aufnehmen will. Anschließend kann ich aus der “Rolle” ein oder mehrere einzelne Momente auswählen und als einzelne Raw-Bild speichern – und die Serie (Rolle) wieder löschen.
Raw-Burst wird übrigens automatisch im elektronischen Auslöse-Modus aufgenommen. Der Puffer schafft aber nur max.  42 Raw-Bilder in einer Serie also 1,4 Sekunden.

Fokus-Bracketing [Kamera 6]
erstellt eine Reihe Bilder, deren Anzahl ich einstellen kann (z.B. 30, 58 oder 90 …). Dabei wird für jedes Foto vom vorderen Fokuspunkt ausgehend die Schärfe immer weiter von der Kamera weg verstellt und anschließend von der Kamera in ein gemeinsames Bild übereinandergelegt (auch Fokus-Stacking genannt). So kann ich zum Beispiel bei Nah- oder Makroaufnahmen mit starkem Bokeh für das Hauptmotiv einen erweiterten Schärfebereich erzeugen und es gleichzeitig vom Hintergrund freistellen.

Noch einmal: Wie entsteht ein gutes Foto?

Mit guten Ideen und Motiven, mit passendem Licht und gutem Bildaufbau, erst dann mit dem richtigen Werkzeug (1. Objektiv 2. Kamera und weiterem Zubehör) und mit guten Einstellungen. Denn "Shit in - shit out" ist eine immer wieder bestätigte Foto-Regel. 
Das RAW-Format speichert die "meisten" Daten eines digitalen Fotos und in der höchsten Auflösung. Aber nun muss es noch "entwickelt" werden Und dafür brauche in einen Konverter. Die bekanntestes  Profi-Software ist Adobe Lightroom. Die kostenlose Open Source Variante für die Nachbearbeitung heißt darktable mit einem wirklich großem Funktionsumfang. Darum braucht es ebenso eine wirkliche Einarbeitungszeit. Mein Tipp:  Dieses Tutorial. 

Einstellungen Video

Am Hauptschalter wähle ich Video.

Bildgröße [Kamera 1]

Die Videos werden im Format MP4 aufgezeichnet, wobei ich eine Kombination aus Pixelrate (4K/FHD), Bildrate (fps) und Codex (IPB) auswählen kann.

Die wählbare Bildrate (fps) ist davon abhängig, ob unter Videosystem [Werkzeug 2] PAL (Standard Europa) oder NTSC (Standard USA) gewählt ist. Wobei natürlich beide Bildraten in allen Ländern funktionieren.
PAL bietet: 25 fps / 50 fps | mit Hoher Bildrate 100 fps
NTSC bietet: 30 fps / 60 fps | mit Hoher Bildrate 120 fps

Im Menü » [Kamera 1] kann ich zwischen 4K Fine, 4K, 4K Crop und FHD wählen. Mein Standard ist 4K (3840*2160 Pixel) mit 60 fps und als Codex IPBLight (IPB Light komprimiert stärker und verdoppelt die Aufnahmezeit).

4K Crop verkleinert die genutzte Sensorfläche und bewirkt einem 1,6 fachen Zoom (zusätzlich zum vorhandenen Crop-Faktor des APS-C Sensors im Vergleich zur Vollformatkamera bezogen auf die Brennweite.) Da ein 50mm Objektiv vor einem APS-C Sensor wie eine Brennweite von 80mm wirkt, wird unter 4K Crop das Video dann wie mit einem 128mm Objektiv gefilmt. 
Die Einstellung Hohe Bildrate mit 100 bzw. 120 fps ermöglicht sehr genaue Zeitlupen bei der Nachbearbeitung, verzichtet dafür aber auf die Tonspur. 
FullHD mit 1920*1080 Pixel reicht zwar als Ausgabeformat nach der Nachbearbeitung zumeist aus. 4K verschafft mir aber Spielraum zum nachträglichen Hereinzoomen in der Nachbearbeitung für einzelne Szenen. 

Video – Sonderfunktionen


Tonaufnahme [Kamera 1]
Ob ich automatisch oder manuell wähle, kommt natürlich wie immer darauf an. Im Normalfall nehme ich den Ton extern auf und lasse das eingebaute Kameramikro nur mitlaufen, um eine Referenz-Tonspur zu haben. Dafür ist automatisch gut.
Wenn ich aber ein externes Mikrofon oder mein Funk-Empfänger an die Kamera anschließe, pegel ich den Ton mit Hilfe des anschließbaren Kopfhörers manuell aus.

Die Audiokompression [Kamera … 4] schalte ich aus. Insbesondere wenn ich die Tonspur im Video verwenden will, brauche ich das volle Signal.

Die IS – Bildstabilisierung steht für Foto-[Kamera 8] und Videoausnahmen [Kamera 6] zur Verfügung und soll Wackler beim Handbetrieb ausgleichen. Dafür habe ich aber zumindest bei Videoaufnahmen normalerweise ein Stativ. Also brauche ich sie normalerweise nicht. Aber am Stativ schadet sie auch nicht. Also kann ich sie auch einschalten. Nur wenn ich mit einem Gimbal arbeite schalte ich sie definitiv aus 🙂

Ähnlich ist es mit der Wasserwaage. Auch sie gibt es für Foto- [Kamera 8] und Videoausnahmen [Kamera 6]. Sie zeigt nicht nur die Ausrichtung an, sondern richtet den Sensor und damit das Bild am Horizont aktiv aus, selbst wenn ich die Kamera leicht schrägt halte oder leicht schräg auf dem Stativ montiert habe. Möglich macht auch das der bewegliche Bildsenor in der Kamera. Diese Funktion nutze ich standardmäßig.

Alle guten Dinge sind drei: Und wie entsteht ein gutes Video?

Wie bei einem guten Foto: Aus guten Ideen und Motiven, passendem Licht und gutem Bildaufbau, dem Werkzeug (Objektiv-Kamera ...) und mit guten Einstellungen. Denn "Shit in - shit out" gilt auch im Video. 
Aber beim Video ist die Nachbearbeitung noch wichtiger. Was beim Foto der RAW-Konverter ist, ist beim Videofilm das Colorgrading. Und das können nicht so viele Schnittprogramme. Besonders gut ist das professionelle und trotzdem kostenlose » Davinci Resolve. Es lernt sich genauso schnell (oder langsam) wie Adobe Premiere. Und auch dafür gibt es viele Tutorials  - zum Beispiel diese » Anleitung.      

Zusammenfassung

Ich finde es eine Mischung aus mühsam und spannend, in den Menüs zu stöbern und einzelne Funktionen kennenzulernen. Ich muss die Kamera und ihre Möglichkeiten verstehen. Manches ist mir von Canon vertraut, andere Funktionen muss ich richtig lernen. Da sich manche Einstellungen gegenseitig ausschließen, war ich zwischendurch auch verwirrt. Aber das sind diese Umwege, die die Ortskenntnis erhöhen. Zwischendurch hilft es, die Kamera in den Auslieferungsstand zurück zu versetzen. Nach und nach lichtet sich aber der Dschungel und ich finde ein Konzept, welche Einstellungen ich und wann ich sie brauche. Diese Erkenntnisse sind in den » nächsten Beitrag geflossen.

Am Ende bleibt immer noch die Erfahrung: Die Kamera ist ein Werkzeug, je mehr sie kann, desto länger muss ich sie kennenlernen. Aber durch jeden Lernschritt wird sie immer mehr meine Kamera.

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