Ein Video erstellen, geht erstaunlich leicht mit dem »Smartphone und einer ruhiger Hand. Etwas flexibler bin ich mit einem Gimbal, einer Gimbal-Kamera oder einer Actionkamera. Für meine Vlogging-Idee »Spaziergang mit Bibel habe ich mich für die INSTA360 ONE X2 entschieden. Die 360° Kamera kostet rund 480 € plus mindestens 65 € für Zubehör (s.u.) und hat einige sehr spezielle Vorteile:
Vorteile:
- Sie eignet sich für’s Filmen und Fotografieren.
- Sie ist klein, leicht und handlich.
- Sie ist bis 10 Meter wasserdicht – also regentauglich 🙂
- Sie hat eine softwaregesteuerte Bildstabilisierung.
- Sie ist in der Handhabung schnell und leicht.
Beim Filmen muss ich sie nur einigermaßen ruhig halten –
Bildausschnitt und Perspektive wähle ich bei der Nachbarbeitung. - Mit einem Stick oder Monopod kann ich Blickwinkel aus 2-5 Meter Höhe ereichen.
- Ich kann 360° Filme im MP4-Format erstellen. Am Smartphone oder z.B. mit dem VLC-Player auch am PC kann der fertige Film von den Betrachtenden in alle Richtungen gescrollt werden.
- Ich kann auch ein klassisches Video mit vorgegebener Blickrichtung erstellen: Im Instagramformat 1:1, Smartphone-Hochformat 9:16 oder Querformat 16:9 bzw. ultraweit mit 2.35:1
- Ich kann gleichzeit in zwei Blickrichtigungen filmen und später zusammen übereinander zeigen, z.B. für Interviews.
- Sie kann als Web-Cam per USB angeschlossen werden mit gleichzeitig zwei 180° Blickrichtungen.
- Insta360 bietet kostenlose Software zur Nachbearbeitung sowohl am PC oder am Smartphone. So lassen sich nachträglich sanfte Kamerafahrten erstellen und spezielle Perspektiven wie z.B. Fischauge, “Tiny Planet” …
- Ich kann natürlich auch einfach Aufnahmen mit 150° in eine Richtung machen 🙂
So leicht die Handhabung beim Filmen ist (!), so ist die Nachbearbeitung mit einem 360° Video zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Mit etwas Übung kann ich aber schnell Filme erstellen, die sonst sehr aufwendige Kamera-Settings erfordern. Gerade beim Vloggen muss ich mich nicht ständig darauf konzentrieren, welchen Bildausschnitt die Kamera aufnimmt. Ausschnitt, Zoomfaktoren, Schwenks und Kamerafahrten kann ich nachträglich bestimmen. Nach etwas Übung kann ich die Möglichkeiten beim Aufnehmen natürlich mitbedenken. Der Blick von unten oder oben, der Schwenk vom Vlogger zu einem Detail in der Umgebung, eine Kamerafahrt um eine Ecke, eine extreme Perspektive in den Himmel oder auf ein Gebäude …
Für eine ausführliche Beschreibung der Einstellungen an der Kamera empfehle ich dieses Video von the daniel life: Insta360 ONE X2 für Anfänger.
Nachbearbeitung am Smartphone
Notizen für den Workflow:
Im Album kann ich ein Video anklicken und öffnen – oder oben das Menü anklicken, ein oder mehrere Videos auswählen und aus der Kamera ins Smartphone laden (oder aus der Kamera löschen).
Zunächst kann ich einzelne Stellen “schneiden”. Die markierten Stellen zwischen der Schere bleiben erhalten- die nicht markierten werden ignoriert. (Diese Schnitte können später “gelöscht” d.h. rückgängig gemacht werden.)
Für ein “normales” also statisches 2D Video kann ich aus dem 360° Videomaterial nachträglich Perspektiven und Kamerafahrten wählen oder auch Personen oder Gegenstände tracken.
Dazu setze ich einen Keyframe und bestimme die Perspektive mit dem der Film weiterläuft. Entweder wie gewohnt durch Wischen über das Smartphone – oder durch den “ViewFinder”. Dann erscheint ein roter Punkt. Wenn ich das Smartphone nun frei im Raum bewege, verschiebt sich auch der Blickwinkel im Film. Und solange ich den roten Punkt drücke, überträgt sich dieser Blinkwinkel auch auf den Film. Verschiebe ich den Punkt, kann ich zusätzlich herein- bzw. heraus-zoomen. Eine innovative Steuerung.
Diese Schritte: Keyframe setzen – Perspektive wählen – Film weiterlaufen lassen – kann ich über den ganzen Film wiederholen.
Die fertige Nachbearbeitung kann ich nun exportieren.
“Reframtes Video” erstellt ein 2D Video mit festgelegter Perspektive als MP4-Datei.
(Nach dem Klick kann ich unter “Schnellexport” noch “Benuterdefiniert” einige Einstellungen vornehmen!)
Ich kann hier aber auch ohne alle Nachbearbeitung das ganze “360°Video“-Material in das MP4-Format exportieren. Insbesondere am Smartphone oder mit einer VR-Brille kann ich mich selbständig in solchen Videos “umsehen”. Dazu gibt es immer mehr Beispiele auf Youtube oder Vimeo, die auch einfach im Browser am PC betrachtet werden können.
Am PC eigent sich insbesondere die Software VLC-Media-Player um 360°-Videos (und viele andere Formate) zu betrachten.
Weitere Tipps und Hilfen für die Nachbereitung bietet auch die App selbst – unter “Stories”.
Nachbearbeitung am PC
Notizen für den Workflow:
Am PC gelingt die Nachbearbeitung etwas übersichtlicher und mit der Maus auch präziser. Nach dem Start der Software Insta360 Studio muss ich die Kamera mit einem USB-C Kabel verbinden (und in den Einstellungen muss unter “General” » “USB Mode” » “Desktop” ausgewählt sein.) Dann kann ich ein Video laden, betrachten und schneiden. Will ich das Video bearbeiten muss ich oben in der Mitte “Free Capture” aktivieren!
Ich lade das Video von der Kamera (Datei öffnen) und starte das Video. An der Stelle, die der Anfang werden soll, stoppe ich (= Leertaste) und klicke unten in dem Menü auf die linke Klammer. Und am Ende auf die rechte Klammer. Ich springe zurück zum neuen Anfang (Strg+Alt+8). Spätestens jetzt wechsel ich in den Modus “Free Capture”.
Wichtig: Schon vor der weiteren Bearbeitung die Grundeinstellung Ausrichtung feststellen wählen (siehe unten).
Ich wähle in dem Bild die Startperspektive: Dazu setze ich den ersten Keyframe und wähle die Perspektive, indem ich mit der Maus das Bild verschiebe und mit dem Scrollrad hinein- oder heraus-zoome.
Ich lasse den Film weiterlaufen = solange ändert sich die Perspektive nicht. Will ich wechseln, stoppe ich und setze den nächsten Keyframe und wähle wieder mit der Maus die neue Perspektive und lasse den Film weiterlaufen.
Zwischen den Keyframes entsteht so eine Kamerafahrt / gleitender Wechsel.
Ich stoppe – setze den nächsten Keyframe – und wechsle die Perspektive …
Ich kann jederzeit einen beliebigen Keyframe anklicken und dort auch nachträglich die Perspektive ändern. Die Software speichert alle Schritte automatisch.
Zwischendurch kann ich auch immer wieder an einem Keyframe in die horizontale, normale Perspektive wechseln = Klick ganz links unterhalb von Bearbeiten das rechte Gittersymbol.
Wenn ich alle Keyframes gesetzt und die Perspektiven gewählt habe, exportiere ich das Video in das gewünschte Format: 1920 x 1080 =Full HD.
Dabei muss für 2D Videos unter den Grundeinstellungen Ausrichtung feststellen angeklickt sein! Das entspricht in der Smartphone-App Reframed Video. Ohne diese Auswahl wird das unbearbeitete 360° Video exportiert.
Für eine ausführliche Beschreibung der Software empfehle ich das Video von Arthur Konze Insta360 Studio.
Tonaufnahmen
Zwar sind in die Insta360 One X2 vier Mikrofone integriert, aber deren Qualität reicht maximal für etwas Umgebungsatmosphäre. Für Sprachaufnahmen nehme ich deshalb das Rode Wireless Go II. Es ist ebenfalls klein, leicht und hat einen eingebauten Audiorekorder und sogar zwei Mikrofone mit Windschutz. Das Setting bewahrt die volle Bewegungsfreiheit mit der Kamera, bedeutet aber zusätzliche Arbeitsschritte, um den Ton nachträglich zum Film hinzuzufügen.
Preiswerter ist das Lavalier Mikrofon mit Kabel 1,80 m für 11 €, dass ich mit dem TRRS Stecker an mein Smartphone anschließe. Die Aufnahme mit der kostenlosen App von Shure ist erstaunlich gut.
Alternativ habe ich den Cynova Insta360-Mikrofonadapter für ein Lavaliermikrofon mit Kabel getestet, sodass die Tonspur direkt in das Video aufgenommen werden kann. Der Adapter bleibt unsichtbar und auch das Kabel, wenn man es eng am Stab anbindet. Selbst die Bewegungsfreiheit wird nur etwas eingeschränkt. Aber die Aufnahmequalität ist keine Verbesserung zu den eingebauten Mikrofonen. Das liegt laut meiner Recherche an der Bitrate der Audio-Aufnahmesoftware im Insta360. Vielleicht bringt ein zukünftiges Firmware-Update hier Abhilfe.
Zubehör
- schnelle Micro SD-Card – 28 €
- dringend nötige Schutzkappe – 6 €
- “unsichtbarer” Verlängerungs-Stick – 16 €
- Mini-Stativ unter den Stick schrauben zum Abstellen – 14 €
- Rode Wireless Go II – 290 €
preiswerter: ein Lavaliermikrofon mit TRRS Stecker direkt an ein Smartphone anschließen und mit der App von Shure aufnehmen. - Befestigungs-Öse für Schnüre oder als Handschlaufe – 7 €
- Ersatzakkus – 55 €
- Getestet aber keine Verbesserung:
Insta Mikrofonadapter für 3,5mm Klinke – 25 €
Lavaliermikrofon mit langem Kabel ca 3 m – 13 €
plus Mikrofon Winkeladapter TRRS to TRS – 13 €
bzw. Lavalier Mikrofon mit Kabel 2 m und inklusive Winkeladapter TRRS to TRS – 11 €
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