Der Autofokus der R7 gehört zu den Top-Qualitäten der Kamera und derzeit zu den Besten auf dem Markt. Die Kamera sucht dabei den wahrscheinlich wichtigsten Bereich im Bildausschnitt aus.
Damit die R7 auswählt, was mir wichtig ist, kann ich Kriterien / Regeln einstellen, die der Autofokus berücksichtigen soll.
Die werkseitigen Vor-Einstellungen für den Autofokus sind intuitiv bedienbar. Ich kann den Spot-Rahmen in der Mitte auf das bevorzugte Motiv richten, den Auslöse-Taster halb gedrückt halten, das Objektiv auf den gewünschten Bildausschnitt richten – auslösen, fertig. Das ist gut, wenn ich viel Einfluss nehmen will und kann. Für bewegte Objekte in der Sport- oder Tierfotografie und auch für Videoaufnahme bietet die R7 wesentlich mehr.
Im Menü » [ AF 1] wähle ich insbesondere den Betrieb und Bereich aus. Und dann gibt es ergänzende Zusatzfunktionen: Die Motivnachführung, die Motiv-Erkennung, eine automatische Augenerkennung, u.a.
Der AF-Betrieb
unterscheidet nur zwischen ONE SHOT oder SERVO:
OneShot setzt einen Fokuspunkt (grüner Rahmen gemäß der Auswahl im AF-Bereich). Solange ich die Auslösetaste halb drücke, wird diese Fokuseinstellung gehalten.
Das ist gut, wenn ein unerwünschtes Motiv ins Bild kommt oder ich das Motiv im Bildausschnitt verschieben will. Aber es ist schlecht, wenn sich das fokussierte Motiv plötzlich bewegt.
Auch Servo setzt einen Fokuspunkt (blauer Rahmen gemäß der Auswahl im AF-Bereich). Aber auch wenn ich die Auslösetaste halb drücke, wiederholt die R7 die Fokussierung auf diesen Punkt ständig neu. Das hilft, solange sich das Motiv innerhalb des Fokusbereiches bewegt oder ich mich dem Motiv im Fokusbereich nähere oder entferne. Das hilft nicht, wenn in den Bildausschnitt verändere. Dafür gibt es die » Zusatzfunktion: Motivnachführung.
In der Handhabung bevorzuge ich für Landschaft und unbewegte Objekte OneShot und bei Lebewesen Servo.
Entsprechende Einstellung für Video
Manchmal muss ich die Kamera aufbauen und ausrichten, aber niemand kann sie nachführen. Zum Beispiel beim Videobloggin oder auch in der Kirche. Ich habe schon leidvoll erlebt, dass der Autokokus eine Person vor der Kamera erst gar nicht erkannt oder während der Aufnahme wieder verloren hat. Das kann das Video ruinieren. Was hilft?
Ich könnte dann die Blende soweit schließen (große Blendenzahl), dass ich einen möglichst großen Schärfebereich habe. Sicher aber nicht schön, denn eine Aufnahme ist um so viel besser, wenn sie das Hauptmotiv von der Umgebung abhebt = freistellt (Bokeh), wie bei einer offenen Blende (kleine Blendenzahl). *
Beim Hauptschalter auf ON (Foto) kann man im Menü [AF 5] Movie-Servo-AF aktivieren oder deaktivieren. Unabhängig davon kann/muss ich beim Hauptschalter auf Video im Menü [AF 5] den Movie-Servo-AF aktivieren oder deaktivieren.
Der AF-Betrieb Servo ist eine gute Ausgangs-Einstellung. Als Bereich wähle ich dann ein größeres Zone und ergänzend die Motiv-Erkennung Person, sowie die Augenerkennung (siehe TIPP unten).
Der AF-Bereich
unterscheidet zwischen verschiedenen Punkten bzw. Zonen innerhalb dessen der Fokus gesucht wird. Es gibt:
A. die Fokuspunkte
Spot-AF, Einzelfeld AF, AF-Bereich erweitern, AF-Bereich erweitern: Umfeld.
Spot-AF (= die Voreinstellung) ist die kleinste, punktgenaue Auswahl eines möglichen Details – aus der Mitte des Bildausschnittes bzw. der Position des Fokuspunktes. Ich bestätige die Auswahl, wenn ich die Auslösetaste halte. Sie wird dann berücksichtigt, wenn ich durchdrücke = aufnehme.
(Ist aber die Augenerkennung aktiviert, sucht die KI ein Auge für den Spot -AF.)
Einzelfeld AF ist einfach ein etwas größerer “Punkt”. Und bei AF-Bereich erweitern und AF-Bereich erweitern: Umfeld, berücksichtigt der Autofokus nun noch weitere Fokuspunkte um das Einzelfeld herum.
B. die Fokusfelder bzw. Zonen
Die AF-Messfeldwahl in Zone 1-3 bzw. Gesamtbereich definiert einen unterschiedlich großen Bereich, der bei der Motivauswahl berücksichtigt wird. Dabei können mehr Aspekte berücksichtigt werden, wie Gesichter, Bewegung, Entfernung …
Die Größe der Zonen 1-3 kann ich im Q-Menü auch noch mit dem Haupt-Wahlrad (oben vorne) und dem Joystick-Rad (hinten oben) individuell anpassen.
Im Gesamtbereich ist die Motivnachführung automatisch aktiviert.
Wichtig:
1. Im AF-Betrieb Servo nutzt die Kamera Fokuspunkte aus dem gewählten Messfeldbereich.
2. Der gewählte AF-Bereich gilt nur, solange die Motivnachführung ausgeschaltet ist.
2. Unabhängig von den Einstellungen im AF-Bereich kann ich auf dem Touch-Display ein Motiv auswählen, das dann bevorzugt fokussiert wird.
3. In der Grundeinstellung kann ich die Fokus-Punkte (A) mit dem Joystick aus der Mitte in einen beliebigen Bildbereich manuell verschieben (und später mit einem Klick auf den Joystick wieder in die Mitte zurücksetzen).
4. Die entsprechenden Einstellung für Video werden unabhängig gewählt, was auch für die folgenden Einstellungen gilt!
Zusatzfunktionen
Die Motivnachführung setzt den AF-Betrieb Servo voraus. Mit dem gewählten AF-Bereich fokussiere ich nun auf ein Motiv. Dann sucht der AF ein Detail des Motivs und der Bereich erweitert sich auf einen blauen Fokus-Rahmen. Zusätzlich erscheint ein äußerer weißer Rahmen (ca. 75% des Bildausschnitts). Solange ich den Fokus halte, kann sich das Motiv oder ich den Bildausschnitt innerhalb des größeren weißen Rahmens bewegen und die Kamera regelt die Schärfe für das ausgewählte Detail dynamisch nach. [AF 1]
Die angelernte künstliche Intelligenz (KI) der R7 kann zuverlässiger arbeiten, wenn ich das gewünschte Motiv, welches erkannt werden soll, eingrenze. Dazu dient:
Motiv zum Erkennen: Hier definiere ich, auf welches Motiv bevorzugt fokussiert werden soll. Ich kann wählen zwischen Personen, Tiere oder Fahrzeuge. Bei dieser Vorauswahl unterstützt die KI der Kamera, die Auswahl der Fokuspunkte.
Für die Handhabung kann die Auswahl Personen, Tiere oder Fahrzeuge die Grundlage für die weiteren individuellen Einstellungen sein, die unter C1-C3 gespeichert werden können. Ich bevorzuge die Unterscheidung C1: Landschaft und Objekte = keine Motiverkennung, C2: Personen und C3: Tiere – beide mit Motiv- und Augenerkennung [AF 1]
Die Augenerkennung kann Dank der von Canon angelernten KI auf Menschen oder Tiere mit besonders hoher Trefferquote angewendet werden. Ich finde, sie ist eine sehr hilfreiche Funktion und setzte sie in Kombination mit Servo + Motovnachverfolgung + Motiv zum Erkennen ein. Dann wird sie gegenüber dem eingestellten Fokusbereich bevorzugt und sucht immer nach dem nächsten Auge. [AF 1]
Eine Zusatzfunktion ist auch die Bildstabilisierung, die ebenfalls zur Schärfe beiträgt. [Kamera 8]
AF in der Praxis
In der Praxis gibt es viele uneindeutige Situationen. Die R7 nutzt eine typische Reihenfolge, zum Fokussieren. Bei allen Lebewesen sollen die Augen bevorzugt scharf sein. Darum wähle ich immer den Augenfokus. Wenn die Augen nicht erkannt werden können, fokussiert die R7 auf den Kopf und sei es der Hinterkopf. Ist auch der zu klein, hilft die Motiverkennung, um Menschen, Tiere oder Fahrzeuge zu identifizieren. Und zwar auch, wenn im Vorder- oder Hintergrund Zweige, Blätter, Gebäude sind. Erst wenn weder Augen, Kopf, noch ein Motiv von der KI erkannt wird, nutz der AF dominante Fokus-Punkte.
Tipp
Bei der Portrait-, Sport- und Tierfotografie und bei Videoaufnahmen (insbesondere ohne Mensch hinter der Kamera) ist die Kombination von Augenerkennung mit Motiv z. Erkennen im Gesamtbereich meine Standardeinstellung.
Spezialfunktionen
Fokusassistent blendet beim manuellen Fokussieren einen Rahmen mit drei Balken ein. Der Balken kann mit dem Joystick verschoben werden. Ist er grau, ist die Stelle sehr unscharf, er wird weiß, wenn sie fast scharf ist und grün, wenn die Stelle wirklich scharf ist. Zusätzlich nähern sich die Balken bis zur Deckung. » Ich finde es nützlich. [AF 5]
(Ohne den Assistent kann ich auch mit der Lupe an mein Motov heranzoomen und leichter nach meinem Augenmaß zu fokussieren.)
Nur für Fotoaufnahmen:
Fokus Bracketing erstellt eine Fotoserie mit wechselnder Schärfe – vom Startpunkt mit x-Bildern in die Tiefe hinein – und speichert sie als EIN Foto ab. Ich kann damit auch bei geringer Tiefenschärfe (Kleine Blendenzahl), für mein freigestelltes Motiv einen größeren Schärfenbereich herstellen. [Kamera 6]
Links
* Warum eine kleinere Blendenzahl eine größere Blendenöffnung bedeutet:
Die größtmögliche Öffnung für die Blende ist theoretisch ganz offen = 1. Je näher die Blendenzahl an der 1 ist, desto mehr entspricht sie der ganzen Öffnung, durch die eben das meiste Licht kommt. Darum ist Blende 2 größer geöffnet, läßt mehr Licht rein (aber weniger Tiefenschärfe) als Blende 16 mit weniger Licht (aber mehr Tiefenschärfe).
Als katholischer Theologe bin ich dankbar für die ganzen Tipps, da ich als Anfänger nun mit der EOS R 7 arbeiten werde und überhaupt damit in die Photographie einsteige. Bin schon gespannt auf die ersten Fotos und Videos 😉
Ich wünsche viel Erfolg. Vielleicht mögen Sie hier ja mal von Ihren Erfahrungen etwas schreiben.